Der flüchtige Körper
eine Performance über Körperbilder in Zusammenhang mit Flucht und Vertreibung von theatrale subversion in Koproduktion mit HELLERAU Europäisches Zentrum der Künste Dresden und LOT Theater Braunschweig von theatrale subversion
Und trotzdem entscheidet man hinterher manchmal:
Ich brauch diese Lüge jetzt.
Weil ich diese Bilder brauche.
Weil sie vielleicht trotzdem richtig sind.
Körper auf Booten. Körper, die über Zäune klettern. Körper, die Grenzen überwinden. Flucht ist mehr als die Bewegung zwischen Herkunfts- und Zufluchtsort. Sie verändert auch die Perspektive auf das Woher und das Wohin. Sie befördert Sehnsüchte, Illusionen, Geschichte und Geschichten. Die Theatrale Subversion seziert – ausgehend von der medialen Bilderflut der letzten Jahre – die Konstruktionen von Körpern im Zusammenhang mit Flucht und Vertreibung. Eine szenische Recherche zwischen Videoinstallation, Performance und Choreografie.
Im Zusammenhang mit der vergleichsweise hohen Anzahl an geflüchteten Menschen, die die Bundesrepublik Deutschland im Jahr 2015 aufgenommen hat, wurde in den Medien immer wieder der Begriff „Flüchtlingswelle“ angeführt. Ein Sprachbild, das problematisch erscheint; assoziiert man damit doch mehr eine unförmige, bedrohliche Masse an Körpern, die wie eine Naturkatastrophe über „uns“ hereinbricht statt individuelle Schicksale. Wenn in diesem Kontext schon Naturgewalten herhalten müssen, sollte man jedoch eher von einer „Bilderflut“ sprechen, die die Menschen in den vergangenen drei Jahren überschwemmt hat: Körper aneinandergedrängt auf Booten, nach helfenden Händen greifend. Körper, die über Zäune klettern, sichtbare und unsichtbare Grenzen überwinden.
Ausgehend von dieser Beobachtung hat sich die theatrale subversion dazu entschlossen, sich dem Thema Flucht und Vertreibung über den Körper und die Untersuchung von Körperbildern zu nähern. Denn diese Bilder stehen nicht für sich allein. Sie sind immer Teil verschiedener sich oftmals widersprechender Erzählungen und werden von politischen Akteuren jeglicher Couleur instrumentalisiert. Sie sind Ausgangspunkt und Kontext sozialer Interaktion. So können sie z.B. Menschen dazu motivieren Hilfe zu leisten oder Ängste schüren.
Welchen Einfluss haben diese Bilder auf die Wahrnehmung von eigenen und von fremden Körpern? Wie verändern diese Körperbilder wiederum unsere Wahrnehmung von Raum? Und welche historischen Bilder von Flucht und Vertreibung werden durch die aktuellen Diskurse überdeckt? Über diese Fragen nähert sich die theatrale subversion dem flüchtigen Körper an, stellt sich ihrem eigenen Blick und vermisst so zugleich deutsche Identität.
Pressestimmen
„Besonders beredt ist vor allem die Sprache des Körpers, wenn sich Salim Ben Mammar auf endlos-imaginären Wegen gekonnt über Hindernisse hinwegsetzt, vehement dagegen „anrennt“, immer wieder assoziierte Hürden nimmt. Es sind Höhen und Abgründe auf (Flucht-)Wegen, die ein Umkehren unmöglich machen, wo das zwischenzeitlich Erreichte und das Erhoffte längst weit auseinanderklaffen. […] Es ist wohltuend, wenn sich auf der Bühne mal weniger eifernd Fragen auftun, die nicht zwingend auch gleich zu beantworten sind. Wenn das szenische Geschehen auf recht persönliche Weise zum Nachdenken anregt und dabei das Zugeständnis eigener Sprachlosigkeit noch möglich ist. Wer weiß schon auf alles eine Antwort? Wo fängt Toleranz an, wo hört sie auf, wo das Ausweichen, die Wahrheit und überhaupt wessen Wahrheit?“
Gabriele Gorgas, DNN, 15.04.2019
IDEE
Michael McCrae
KONZEPT, TEXT & KÜNSTLERISCHE LEITUNG
Michael McCrae & Romy Weyrauch
PERFORMANCE
Michael McCrae, Romy Weyrauch, Salmin Ben Mammar & David Campesino
SOUND
Daniel Williams
DRAMATURGISCHE MITARBEIT / OUTSIDE EYE
Katharina Bill
BÜHNE & KOSTÜM
Jenny Barthold
VIDEO
David Campesino
TECHNISCHE LEITUNG & LICHT
Martin Mulik & Maria Herles
PRODUKTIONSLEITUNG
Heike Zadow
In Koproduktion mit
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Gefördert durch:
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Weiterführende Links:
https://romyweyrauch.de
https://www.hellerau.org